Frau springt zu neuem Job

Wie wirkt sich die Digitalisierung in BW auf den Arbeitsmarkt aus?

Egal, ob auf der Überholspur oder im Schneckentempo: An der Digitalisierung der Arbeitswelt kommen Unternehmen und Behörden nicht mehr vorbei. „Arbeitswelt 4.0“ lautet das Stichwort, und unser Speaker, der Chef der Arbeitsagentur in Freiburg, Christian Ramm, erklärt was es damit auf sich hat.

Das Horrorszenario für viele ist, dass durch Internet, Roboter und Automatisierung der Arbeitswelt Millionen von Jobs verloren gehen werden. „Es entstehen aber auch ganz neue Arbeitsplätze“ betont Ramm. Experten beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hätten herausgefunden, dass das Minus an Stellen unterm Strich bis 2030 in Deutschland bei lediglich rund 60.000 liegen werde, so Ramm:„Bei über 40 Millionen Beschäftigten in Deutschland ist das überschaubar.“ Viel bedeutsamer sei dagegen, dass die Beschäftigten umfassend weitergebildet werden müssten, um in der digitalen Arbeitswelt der Zukunft nicht den Anschluss zu verlieren. 


Fortbildungen als Schlüssel zum Erfolg


 „Lebensbegleitende Berufsberatung“ gebe es derzeit bundesweit in drei Modellregionen. Eine Weiterentwicklung der Arbeitsagentur zur „Bundesagentur für Arbeit und Weiterbildung“, wie sie beispielsweise Arbeitsministerin Andrea Nahles angeregt hat, werde kommen und sei „eine Herkulesaufgabe“, zumal die Bereitschaft zur Weiterbildung bei Beschäftigten nicht so erfolgreich zu kultivieren sei, wie man es sich bisher vorgestellt habe. „Dabei ist die kommende Veränderung durch die Digitalisierung das Thema, das uns mehr beschäftigt als der angebliche Wegfall von Arbeitsplätzen.“

Entwicklungen in Baden-Württemberg


In der Freiburger Gegend steht dabei die Zeit nicht still. Es gebe in der IT-Branche schon einige „Hidden Champions“, die „voll mitspielen“ im internationalen Wettbewerb. Uni und Fraunhofer-Institute würden zudem dafür sorgen, dass „ganz viel passiert“. Bedarf gebe es dagegen noch in hohem Maße im Bereich Schule und Ausbildung. „Viel zu wenig junge Menschen gehen in die MINT-Berufe, zum Beispiel Mathematik oder Informatik. Viele junge Leute wollen mit dem Computer arbeiten, aber es kann, salopp gesagt, nicht jeder Spiele programmieren.“ Vorstellungen und Realität gehen oft auseinander, so Ramms Fazit. Die Arbeitsagenturen setzen auf Kooperation mit den Schulen, um MINT-Berufe im Rahmen der „Schüler-Ingenieur-Akademie“ bekannt zu machen. Große Unternehmen und Verbände wie Südwestmetall sind mit im Boot. Die Arbeit trägt Früchte: Wenn man die Schüler entsprechend anleitet, treten ihre Talente zutage. „Diese gilt es zu heben: Ausbildung ist ein wesentlicher Aspekt, wenn es um Zukunftsfähigkeit geht und wenn wir Studien- und Ausbildungsabbrecher minimieren wollen.“ Die Region Freiburg sei gut gerüstet, wenn sie diese Anforderung hinbekomme. „Freiburg steht hier aber in einem großen Wettbewerb auch mit anderen Regionen im Land wie Stuttgart oder Karlsruhe.“ 


Jobhopping


Attraktiv müssen auch die Betriebe sein, wenn sie sich auf die Wünsche und Bedürfnisse der Fachkräfte der Zukunft einstellen wollen. Die sogenannte „Generation Y“ gilt als wählerisch und flatterhaft, wenn es um den richtigen Job geht. Neue Unternehmensmodelle, die manche Start-Ups austüfteln, stellen den Arbeitsmarkt und die Arbeitswelt auf den Kopf. Arbeitsweisen ändern sich, Dienstleistungen werden immer besser auf den Kunden zugeschnitten. Und auch die Arbeitsplätze werden so individuell gestaltet, dass für die Beschäftigten oft die Grenzen zwischen Arbeits- und Lebenszeit mehr und mehr verschwimmen. Der Wettbewerb um die besten Köpfe in solchen Branchen ist groß, ebenso die Fluktuation. „In unserer Region gibt es da vorbildliche Betriebe, aber stellenweise auch noch Luft nach oben“, sagt Christian Ramm. „Das Klima ist aber insgesamt positiv und viele Betriebe haben die Haltung: Da kommt was auf uns zu, machen wir was draus!“

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